360 Otto Griebel "Das Vagabundenmahl". 1931.
Otto Griebel 1895 Meerane – 1972 Dresden
Aquarell über Bleistift auf festem Papier. Signiert in Blei u.li. "Otto Griebel" sowie datiert und betitelt "Die Vagabunden". Verso o.li. in Blei von fremder Hand bezeichnet und nummeriert, in Farbstift "2252", Mi. in schwarzem Faserstift "193" und u.li. in Blei "5". Am o. Rand freigestellt im Passepartout montiert.
WVZ Schmidt B230.
Ausgestellt in: 1. Ausstellung der Dresdner Sezession im Sächsischen Kunstverein vom 1.9. bis 15.10.1932, KatNr. 52.
Das vorliegende Aquarell
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zeigt beipielhaft die künstlerische Bearbeitung eines Grundmotivs im Oeuvre Otto Griebels – die Darstellung der sozialen Verhältnisse gesellschaftlicher Grenzgänger. Landstreicher, Vagabunden und Tagelöhner sind bei Griebel bereits zu Vorkriegszeiten auf eine Auswahl männlicher Typen festgelegt.
Die Männer, auf einer Wiese wohl während einer Arbeitspause beieinandersitzend, um ihr frugales Mahl einzunehmen und Pfeife zu rauchen, sind nicht im Gespräch oder interagieren miteinander. Jeder Einzelne ist für sich, seinen Gedanken nachhängend und müde ins Leere blickend. Nur zwei von ihnen blicken nach vorn links aus dem Bild hinaus, scheinbar etwas beobachtend. Der Betrachter füllt die Lücke im Kreis um das aufgeteilte Brot, als würde er ein Stück entfernt sitzen und an der Runde teilnehmen. Es herrscht eine Stimmung von Apathie, Erschöpfung und Abgekämpftheit, aber es schwingt auch ein Gefühl von Gemeinschaft und ein gewisses Wohlwollen mit den Dargestellten mit.
In Aufzeichnungen des Künstlers, die im Erinnerungsbuch "Ich war ein Mann der Straße" zusammengetragen sind, benennt Otto Griebel die Dargestellten als Hilfsarbeiter der Dresdner Vogelwiese. Das zugrundeliegende Manuskript des Künstlers bringt diese Textstelle in unmittelbare Beziehung zur Entstehung des "Vagabundenmahls".
Ein Jahr vor Entstehung dieses Blattes gründete sich die politisch ambitionierte Künstlergruppe ASSO, woraufhin Otto Griebel vermehrt Arbeiten mit politischem Inhalt schuf. Gruppendarstellungen mit männlichen Akteuren dieser Zeit zeigen u.a. die Aquarelle "Abgekämpfte Truppe" von 1931 (WVZ Schmidt B228) und "Aussperrung" von 1932 (WVZ Schmidt B236).
Innerhalb der Dresdner Kunst der Neuen Sachlichkeit gilt Otto Griebel als maßgeblicher Protagonist.
Lit.: Gisbert Porstmann / Johannes Schmidt (Hrsg.): "Otto Griebel. Verzeichnis seiner Werke". Bonn 2017.
Otto Griebel: "Ich war ein Mann der Straße. Lebenserinnerungen eines Dresdner Malers." Altenburg 1995. Hier S. 187.
Birgit Dalbajewa (Hrsg.): "Neue Sachlichkeit in Dresden". Staatl. Kunstsammlungen Dresden / Galerie Neue Meister. Dresden 2012. S. 212–215.
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Ein kleiner Knick an u.re. Ecke (ca. 2 cm) und an o.re. Ecke (ca. 1,2 cm), die u.li. Ecke leicht aufgefasert. Am li. Blattrand eine leichte, vertikale Stauchung mit minimaler Bereibung der Farbschicht. Verso am o. Rand sowie an der li. Ecke Papier- und Klebereste, wohl aufgrund einer früheren Montierung sowie wenige vereinzelte bräunliche Fleckchen.
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48 x 68,8 cm, Psp. 60 x 79,7 cm.