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AUKTIONSREKORDE

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33. Kunstauktion | 15. September 2012

AUKTIONSREKORDE

162   Carl Gustav Carus, Flügelschlagender Schwan im Schilf bei Mondlicht. 1852.

Carl Gustav Carus 1789 Leipzig – 1869 Dresden

Kohlestiftzeichnung auf gelblichgrauem Papier, partiell weiß und grau gehöht. Vollflächig auf dünner Malpappe montiert. Mit einem klebemontiertem Papieretikett u.re. versehen, darauf handschriftlich signiert "Carus" datiert und bezeichnet "Zum 11. Sept(em)be(r) 1852." Hinter Glas in einer einfachen schwarzen Leiste gerahmt.

Provenienz: Sächsischer Privatbesitz, Patentochter der Margarete Schwerdtner; vormals im Besitz der Margarete Schwerdtner, Pflegetochter der Caroline Cäcilie Carus.

Wir danken Herrn Dirk Gedlich, Dresden, für freundliche Hinweise.

In den umfassenden „Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten“, einem um 1865/66 erschienen autobiografischen Werk in vier Bänden des Dresdner Leibarztes, Malers und Naturphilosophen, Carl Gustav Carus, offenbart sich nicht nur das tiefgreifende Portrait eines höchst gebildeten Mannes mit umfangreichen Interessen und Tätigkeitsfeldern sowie eines hochsensiblen Künstlers mit einem stark von Goethe geprägten, vielschichtigen und reichhaltigen Landschaftswerk, sondern auch das Bild eines herzlichen Familienvater, der von der Liebe zu seinen Kindern und dessen Verlusterlebnissen zutiefst gezeichnet war. Von seinen elf Kindern, von denen nur zwei, sein Sohn Gustav Albert und seine Tochter Caroline Cäcilie, den Vater überlebten, wird Johanna Eugenia, die Kleinste der Familie, von Carus als das musikalische Talent von blühend jugendlichem Leben beschrieben, das die Sommermonate in Pillnitz mit ihrer liebreizenden Stimme stets zu einem unvergeßlichen Erlebnis erhob.
Ihr plötzlicher und unerwarteter Tod infolge einer Typhus-Erkrankung Ende des Jahres 1852 beschreibt Carus als eine der „härtesten Katastrophen des jahrelang so glücklichen Familienlebens“. Um ihr ein Andenken zu erhalten und ihrer liebreizenden Art sowie feinen Ausdrucksweise Raum zu gewähren, zitierte er eine Briefstelle seiner Tochter an eine Freundin, die voller Wehmut über eine kleine phantasievolle Kohlezeichnung des Vaters schrieb: „Mein lieber lieber Vater hat mir an meinem Geburtstage (11. September 1852) eine unendlich wehmütige poetische Kohlenzeichnung geschenkt, bei deren Anblick ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Ich freue mich so sehr, sie Dir zu zeigen, Du wirst sie auch recht verstehen. Es ist eine stille Mondnacht, und der Mond bescheint eine Wassergegend mit Schilf und weißen blühenden Nymphäen, in der Mitte ein Schwan, der ganz einsam mit ausgespannten Flügeln zieht und den Kopf nach dem Monde emporgerichtet hat. Du glaubst nicht, welche Wehmut in dem Bilde liegt und wie wohl sein Anblick denen tut, die selbst ein Herz voll Trauer haben“. In Anbetracht ihres frühen Todes nur wenige Monate später erscheinen jene zutiefst ergriffenen Äußerungen wie düstere Vorahnungen, die auch rückblickend von Carus in schmerzvoller Erschütterung über die dunkle Ahnung seiner im blühenden Leben der Jugend stehenden Tochter, als Gedanken eines „eher am Ende einer Lebensbahn als am Anfang derselben“ stehenden Menschen erscheint. (Zitate nach: Carl Gustav Carus: Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. 1865/66. Hrsg. von Elmar Jansen, Weimar 1966, 2. Bd., S. 245, 250).

Lit.: Grosche, Stefan: „Wenn in Poesie das arme Leben sich abspiegelt“. Der Tod des Kindes und die künstlerische Selbsttherapie bei Carl Gustav Carus. In: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, 2009, S. 83-95.
Prause, Marianne: Carl Gustav Carus, Leben und Werk. Berlin 1968, S. 47, 56.

Blatt teilweise bis zum Darstellungsrand beschnitten. Kleine Atelierspur in der Wolkenpartie o.re. Die Randpartien vereinzelt mit minimalen bis kleineren Papierläsionen und mit einer unscheinbaren Wasserspur o.Mi. Das klebemontierte Papieretikett mit eine

Bl. 22,8 x 19,4 cm, Ra. 24,4 x 20,3 cm.

Aufruf
5.000 €
Zuschlag
58.000 €