159 Michael Triegel "Pontormo". 2001.
Michael Triegel 1968 Erfurt – lebt in Leipzig
Acryl und Öl auf Hartfaser. Monogrammiert u.re. "T". Verso in Faserstift bezeichnet. In einem historischen schwarz
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lackierten Schmuckrahmen mit goldener Sichtleiste, dieser eingesetzt in einen schwarzen Kastenrahmen.
WVZ Schwind G 160, Abb.Nr. 80.
Als Vorlage für das vorliegende Bildnis des Malers Jacopo da Pontormo (1494 Empoli – 1557 Florenz), einem Hauptvertreter des Florentiner Manierismus, diente ein Selbstporträt des Künstlers: In dem 1525 bis 1528 entstandenen Altargemälde der Capponi-Kapelle in Santa Felicita in Florenz malte Pontormo die "Kreuzabnahme Christi". Als Trauernder hat er sich selbst am rechten Rand ins Bild gesetzt. Der Ausdruck des nach rechts zum Betrachter gewandten, leicht schräg geneigten jugendlichen Antlitzes mit den großen traurig anmutenden Augen und den vollen Lippen zeugt, im Original sowie in Triegels Bild, von sensibler, innererer Bewegtheit.
Michael Triegel unternimmt in seinen Werken den Versuch, über Rückbesinnung auf Bildformen der Renaissance und des Manierismus an die Ideenwelt des Neuplatonismus anzuknüpfen und somit den ideellen Rahmen für eine Wiederbelebung der christlichen Mythologie in Schönheit und Bedeutung zur eigenen Identitätsstiftung für die Gegenwart zu schaffen. Dabei kombiniert er synkretistisch Christliches und Heidnisches, Biblisches und Humanistisches, Akademisches und Zeitgenössisches.
Der Künstler selbst posiert dabei in den Bildern bisweilen als Christus-, Hermes und Sebastianfigur, er identifiziert seine Selbstbildnisse mit Portäts von Pontormo, Bronzino oder Mabuse. Durch eine spielerische Ironie wiederum mildert Triegel das Pathos seiner Bilder, die in ihrer perfekten handwerklichen Ausführung die Möglichkeit einer künstlerischen Erneuerung in seinem Sinne glaubhaft machen. In Bezug auf eine historische Analogie zwischen unserer modernen Gegenwart und der Zeit des Manierismus äußert sich Triegel wie folgt: "Ich glaube, daß die Epoche des Manierismus der unseren in vielem entspricht. Nach der ersten Euphorie, den wissenschaftlichen, künstlerischen, geographischen Entdeckungen der Renaissance, tauchen Zweifel auf, der Überblick geht verloren. Die zentrierten Räume der Malerei, in denen der Mensch agiert, verändern sich, werden überdehnt, verkleinert, vergrößert oder ganz und gar negiert wie bei Parmigianino, Pontormo oder Tintoretto (…) Pontormo ist mir übrigens einer der allerliebsten – wie er Körper überzeichnet, um seelische Qual auszudrücken, die eben immer seine eigene war, seine überwirklichen Farben." (Damm / Triegel S. 104).
Lit.:
Eduard Beaucamp: "Bilder der Sehnsucht". In: Karl Schwind (Hrsg.): "Michael Triegel. Im Spiegel die Welt". Köln 2003. S. 7–11.
Heiko Damm / Michael Triegel: "Der zweite Blick. Ein Gespräch". In: Karl Schwind (Hrsg.): "Michael Triegel. Im Spiegel die Welt". Köln 2003. S.100–108.
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25,5 x 18 cm, Ra. 37 x 28,5 cm.